Heutzutage genießen wir viele Freiheiten, die früher unvorstellbar waren. Viele von uns können sich exklusiver und gesünder ernähren als selbst die Könige und Fürsten vor ein paar hundert Jahren. Teure Kleidung, moderne Technologie, medizinische Versorgung für jedermann und Aufstiegschancen sind Dinge, die es in der Geschichte der Menschheit selten gab. Trotz all dieser Vorteile fühlen wir uns oft in einem raffinierten System gefangen, das uns streng kontrolliert. Ist es überhaupt möglich, diesem System zu entkommen? Welche Freiheiten können wir uns zurückholen, und wie können wir dem Hamsterrad entkommen? Diese Fragen möchte ich in diesem Artikel klären.
In der Geschichte gab es verschiedene Formen der Kontrolle. Die Sklaverei ist ein Beispiel, das jedem bekannt ist. Im mittelalterlichen Europa gab es den Feudalismus. Das moderne Äquivalent ist der Schuldendienst. Studiengebühren, Hauskauf, Autos, Kreditkarten und ein hoher Konsum führen dazu, dass wir uns immer weiter verschulden. Der ständige Kauf neuer Technologie, wie das neueste iPhone alle paar Jahre als Statussymbol, und die Tatsache, dass Produkte heutzutage oft schon nach kurzer Zeit veraltet oder defekt sind (Stichwort: geplante Obsoleszenz), treiben unseren Konsum in schwindelerregende Höhen. Früher konnte ein Fernseher gerne mal 20 Jahre halten, und ein Telefon wurde auch nur einmal angeschafft. Ratenzahlung und einfache Kredite helfen uns dabei, uns sorgenfrei in die Schuldenfalle zu manövrieren.
Um diese Schulden abzubauen, müssen wir ein stabiles Einkommen haben und idealerweise keine unnötigen Risiken eingehen. Es ist wichtig, sich gut mit Chef und Kollegen zu stellen (selbst wenn es ein Haufen sadistischer Arschlöcher ist), da ansonsten der Job, das Haus oder das Auto schnell verloren gehen können, und wir von den angehäuften Schulden überwältigt werden. Die Angst vor dem sozialen Abstieg spielt hierbei eine große Rolle. Diese Faktoren sind die Ketten, die uns in unserer Ära gefangen halten.
Das heutige Schulsystem stammt im Wesentlichen aus dem alten Preußen, das extrem militarisiert war. Das Ziel war es, schon von jungen Jahren an Kinder zu Soldaten zu erziehen, mit einem Einheitsansatz, bei dem Individualität und kritisches Denken möglichst unterdrückt wurden. Man wollte ja schließlich keine Dissidenten.
Dieses System nutzen wir heute immer noch. Wir bilden zwar keine Soldaten mehr aus, sondern Angestellte (Hamster). Dazu kommt ein enormer Druck von allen Seiten, Bestnoten zu erzielen und einen perfekten Lebenslauf vorzuweisen, um später einen möglichst gut bezahlten Job zu bekommen. Mehr Einkommen assoziieren wir oft mit mehr Status und weniger Schulden, also mehr Freiheit. Wenn wir ehrlich sind, haben die allermeisten von uns mit diesem System arg zu kämpfen und wir fühlen uns oft minderwertig bis hin zu depressiv, weil wir den Anforderungen nicht so einfach entsprechen können, wie es uns suggeriert wird.
Dieses Minderwertigkeitsgefühl und der dazugehörige Geltungsdrang vernebeln häufig unser Denken. Wir wollen selbst Chef sein, Führungskraft oder etwas Wichtiges. Aber warum eigentlich? Wer möchte für ein bisschen mehr Geld so viel mehr arbeiten, sich zwischen Chef und Untergebenen zerreiben und irgendwann mit Mitte 40 seinen ersten Herzinfarkt haben? Man muss sich außerdem jede noch so kleine Beschwerde und jeden Einwand anhören. Selbst die Chefs vieler Firmen sind meist nur Angestellte. Ja, es gibt Boni und zusätzliche Zahlungen, aber auch sie müssen Eigentümern oder dem Aufsichtsrat in den Hintern kriechen und sich gegen hungrige Konkurrenz behaupten. Ansonsten droht auch ihnen der soziale Abstieg, und das Haus am Stadtrand und der Porsche sind schnell weg. Wer an der Spitze stehen will, hat ständig mit Wettbewerbern zu kämpfen, das ist purer Stress.
Wir sind nicht blind, aber wir haben selten die Zeit und Energie, das System kritisch zu hinterfragen. Wir arbeiten häufig von 9 bis 17 Uhr und müssen dazu meistens auch eine oder mehrere Stunden für den Weg zur Arbeit aufbringen. Dazu kommen die täglichen Pflichten wie Kochen, Einkaufen, Putzen, Post und so weiter. Nach der Arbeit rauchen unsere Köpfe wie einst bei Frank Sinatra. Wir hören die innere Stimme, die uns dazu drängt, etwas Sinnvolles mit unserem Leben anzufangen. Aber wir vertreiben sie schnell mit ein paar Bieren unter Freunden, Serien, Sport und Videospielen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wir können uns fast an jeden Zustand gewöhnen, selbst an Scheiße (türkisches Sprichwort). Oft bevorzugen wir das, anstatt etwas zu verändern. Veränderung erfordert Energie, die wir (wie wir bereits wissen) nicht haben.
Wenn wir jemanden kennen, der das System infrage stellt, ist unsere erste Reaktion Ungläubigkeit und Zweifel. Kennst du jemanden, der ausgewandert ist? Ha! Der Träumer ist spätestens in einem halben Jahr wieder da. Wir kennen alle die zahlreichen gescheiterten Existenzen aus gescripteten Reality-Shows und wissen, dass das nichts wird. Wenn es so einfach wäre, würde es ja jeder machen, oder? Also muss es ja falsch sein. Diese Haltung gilt oft auch für Angestellte, die den Traum haben, eine eigene Firma zu gründen.
Wir werden älter und Veränderungen werden schwerer. Wir heiraten, bekommen Kinder, schlagen Wurzeln, haben unsere festen Freundschaften und unsere Schulden, die wir abarbeiten müssen. Irgendwann mit Mitte 40 nehmen wir nicht selten schon täglich einen Cocktail aus Medikamenten zu uns, um den ganzen Mist überhaupt noch ertragen zu können. Wir reden uns ein, dass wir nicht mehr so gut lernen können, zu alt für Veränderungen sind, und dass das Traumleben erst im Ruhestand beginnt, wenn die Kinder groß sind. Dann können wir endlich frei mit dem Rollator herumfahren, während wir darüber grübeln, wie wir mit unserer mickrigen Rente über die Runden kommen sollen. Manche kaufen sich auch einfach mit 40 ein Rennrad mitsamt Papageikostüm und ertränken ihre Sorgen in Whey und Lecithin.
Darauf habe ich selbst keine Antwort. Ist es natürlich kausal entstanden, sind wir einfach so angelegt, andere zu kontrollieren, oder wurde das System in einer großen Verschwörung von jemandem filigran geplant? Waren es die verdammten Illuminaten? Unsere Bevölkerung ist seit dem letzten Jahrhundert stark explodiert, und ohne Kontrolle könnten wir eventuell im Chaos versinken. Vielleicht auch nicht. Wir sind zugegeben nicht gerade die entspannteste Spezies auf diesem Planeten. Aber es ist natürlich auch unmöglich zu bestimmen, wer das Recht hat, wen zu kontrollieren.
Das System begünstigt eigentlich nur einen kleinen Teil der Bevölkerung, die es in der Hand hätte, mit Problemen wie Hunger, Ungleichheit und anderen Menschheitsaufgaben ein für alle Mal aufzuhören. Aber sie machen es nicht. Sie geben lieber ihre Dollars für große Raketen aus, die wie große Penisse aussehen. Sie werden gefeiert wie Rockstars und haben Millionen Fans als Anhänger, die auch gerne eines Tages gigantische Penisse ins Weltall schießen möchten. Also ist es aus meiner Sicht müßig, sich die Frage nach dem Warum zu stellen. Das bringt uns nicht weiter. Stattdessen konzentrieren wir uns besser darauf, wie wir uns aus diesem System so gut es geht befreien können.
Wir könnten mit unserem Einkommen, auch wenn es recht klein ist, in den allermeisten Fällen in anderen Ländern (vor allem in der südlichen Hemisphäre) sehr gut leben. Das Problem ist nur, dass wir oft physisch an unseren Arbeitsplatz gebunden sind. Das ist der Ansatzpunkt. Die Lösung ist ortsunabhängige Arbeit, wie zum Beispiel Freelancer, Online-Lehrer, Berater, Shopbetreiber (zum Beispiel Dropshipping ohne eigenen Warenbestand) und gibt noch vieles mehr, das wir tun können. Es gibt so viele Möglichkeiten, online zu arbeiten, dass für jeden etwas dabei ist. Natürlich geht das nicht über Nacht, aber es ist möglich, sich das nebenher aufzubauen, neue Fähigkeiten zu erlernen, falls nötig, und das zu einem gegebenen Zeitpunkt zum Hauptberuf zu machen.
Wir haben oft Angst vor Veränderungen oder davor, unseren Job zu verlieren, oder davor, von anderen ausgelacht zu werden (wir wissen ja jetzt, dass sie das System verteidigen werden). Diese Angst lähmt uns und hindert uns daran, den entscheidenden Schritt zu machen und Farbe zu bekennen. Aber seien wir ehrlich: Es ist relativ unwahrscheinlich, in der nördlichen Hemisphäre an Hunger zu sterben. Wer ein paar Abschläge hinnehmen kann, findet oft leicht einen neuen Job und kann im schlimmsten Fall irgendwie von vorne anfangen. Die Welt geht nicht unter. Freundschaften sollten dich nicht vom Reisen abhalten, denn unterwegs wirst du sehr viele neue interessante Leute kennenlernen. Die alten Freundschaften schlafen ein wenig ein, das ist normal.
Eine Sache ist wichtig zu verstehen: Kein Mensch will dauerhaft glücklich sein. Glück ist ein temporärer Zustand, der nicht aufrechterhalten werden kann. Ich fühle mich glücklich, wenn ich meinen Rasen mähe, am Ende des Tages das Gras geschnitten ist und der Rasen toll aussieht. Am nächsten Tag ist dieses Gefühl jedoch verschwunden. Ich laufe nicht die ganze Woche herum und erzähle jedem mit Tränen in den Augen, wie großartig der Rasen jetzt aussieht. Das wäre unerträglich für jeden, und die Zivilisation wäre wahrscheinlich schon lange am Ende, wenn unser Gehirn so gestrickt wäre. Das gilt übrigens auch für Motivation.
Diese Tatsache können auch die ganzen teuren Pillen und Kurse nicht ändern, die uns glücklich und motiviert machen sollen. Was wir wollen, ist schlicht das Gegenteil von Langeweile: Freude oder Aufregung. Frag mal Leute, die in Hospizen arbeiten. Niemand bereut, nicht reich gewesen zu sein oder dass er oder sie nicht Chef geworden ist. Jeder bereut nicht wahrgenommene Chancen auf Freude (meistens Reisen), sich selbst zu entfalten oder sich überhaupt erst richtig kennenzulernen.
Das kann für jeden etwas anderes sein. Eine wichtige Sache ist das Reisen und die Erkundung neuer Orte. Denke daran, dass du mit weniger Geld anderswo viel mehr für dein Geld bekommen kannst. Dann musst du konsequenterweise auch weniger arbeiten, hast mehr Zeit und kannst in Ruhe darüber nachzudenken, was dich wirklich interessiert. Und wenn es dir langweilig wird, kannst du einfach weiterziehen. Vielleicht kommen dir dabei neue Ideen für Einkommensströme, aber lass dich nicht wieder in die Falle locken, zum Arbeitstier zu werden. Du wärst nicht der Erste. Du brauchst keine Millionen, um an einem Hackathon in China teilzunehmen oder beim Karneval in Rio de Janeiro durch das Sambadrome zu tanzen.
Je nach Aufenthaltsdauer und Flugzeit reden wir von ein paar tausend Dollar, inklusive Unterkunft und Taschengeld. Wenn du zwischendurch noch arbeitest, sogar noch weniger.
Das Thema ist unglaublich komplex, und ein kurzer Artikel wie dieser kann nur so viel behandeln. Dennoch hoffe ich, dass ich dir etwas Klarheit darüber verschaffen konnte, was das eigentliche Problem ist, welche häufigsten Fehleinschätzungen wir haben, wie mächtig und ausgeklügelt das System ist, und was du selbst tun kannst, um in relativ zumutbarer Koexistenz mit diesem System zu leben. Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!